Eines Nachts wurde ich alle meine Zweifel und Grübeleien nach der Bekehrung los.
Auf einen Schlag. Ich wurde unsanft von einem Lied aus dem Schlaf gerissen. Der wunderschöne
Klang des letzten Akkordes erfüllte noch das Schlafzimmer. „Und wir erheben deinen Namen Herr,
wir danken Dir vom Herzen für Dein Werk in uns'rem Leben..“
Ich saß kerzengerade im Bett und
brauchte einen Augenblick um zu realisieren, dass es ein Traum war. Ein warmes Gefühl des
Dankes stieg in mir hoch, ich lag noch lange breit grinsend mit dem Lied im Ohr: „Gro-ooß ist der
Herr Ihm gebührt u-uunser Lo-ob..“
„Ich befreie dich und du sollst mich preisen“, war Gottes Botschaft, „suche mich, und du wirst mich
finden.“
Mir war klar, dass ich Gott in seiner Schrift suchen und Ihn auch finden würde. Allerdings war meine Such auch eine Suche nach „meinem“ Gott, „meiner“ Bibel und nicht einer der XXX Gemeinde Minden oder XYZ Gemeinde Bad Oeynhausen. Und so trafen sich noch einige Suchende in der Bibelschule, um sich mit den Lehrern zusammen auf die spannende Zeitreise durch die Heilige Schrift zu begeben.
Die Abende waren mit dem Lesen, Zusammenfassen und Analysieren, staunen (Ach soo..) und mit
immer neuer Freude an der Schönheit der Schrift erfüllt.
AT verlor das grausame Dunkel und wurde immer bunter, wir bewunderten zusammen die
Vollkommenheit der Schöpfung, litten mit dem Volk Israel in Ägypten. Waren eher geneigt die
Furcht des israelischen Heeres zu verstehen – der blanke Wahnsinn, dieser Kerl,der Goliath ist fast
3 Meter groß..- als den Übermut des David, der scheinbar nicht realisierte, wie unterlegen er war
und dennoch seine einzige Frage: „Denn wer ist dieser unbeschnittene Philister, der die
Schlachtreihen des lebendigen Gottes verhöhnt?“
Je mehr Zusammenhänge wir verstanden, Gottes wundersame Wege mit seinem Volk, desto mehr
verstanden wir auch die Freude an Gott, die David zum tanzen brachte!
Aus Kapiteln wurden spannende Geschichten, aus Namen Gesichter und Schicksale, aus den Seiten
der Bibel wehte uns der heiße Wüstenwind entgegen, die Zeder im Libanon spendete uns kühlen
Schatten. Wir konnten den Schmerz Gottes beinahe greifen, seine Enttäuschung über sein Volk,
seinen Sohn Ephraim. Wir sahen aber auch seine unendliche Liebe, die nicht versiegende Quelle
seiner Gnade für seine Schöpfung.
Wir staunten über seinen Plan mit uns Menschen, seinen unerschütterlichen Glauben an uns. Wir
sind Ihm, dem allmächtigen Gott seinen Sohn wert!
Wir feierten die Geburt des Messias, saßen zu seinen Füßen zusammen mit den 5000 und litten mit
Ihm auf dem Weg zum Kreuz. Wir jubelten zusammen mit Maria Magdalena vor dem leeren Grab
und gingen mit den Jüngern zusammen in den Tempel um Jesus nach seiner Himmelfahrt
anzubeten! Wir waren mit Paulus blind und wurden mit Martin Luther wieder sehend.. oder sind auf
dem Weg es zu werden. Auf dem Weg die Briefe der Apostel zu verstehen. Die geheimnisvolle
Botschaft der Offenbarung von Johannes. Wir begleiteten die ersten Gemeinden, Wachstum und
Streit, Segen und Enttäuschung. Wir schauderten bei den Bildern der Scheiterhaufen und staunten
über die Kraft des Evangeliums, das sich rasant und unaufhaltsam verbreitete.
Und sind unendlich dankbar für Jesu Zusage: „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt
Ende.“
Wir haben das gemeinsame Gebet schätzen gelernt, viele Geschwister kennen und lieben gelernt.
Meine Bedenken, ja Angst, wir würden den Paradisvogel zerrupfen, vermessen und katalogisieren,
so dass ich am Ende nur eine tote schwarz-weiß- Zeichnung in der Hand habe, hat sich nicht
bewahrheitet. Vielmehr wurde der Vogel immer bunter und schöner, mit schillerndem Federkleid,
sein Gesang immer faszinierender und tiefer.
Auf den Nachhausewegen sang ich immer laut die Lobpreislieder mit oder fuhr ganz ohne Musik,
immer noch erfüllt und aufgekratzt von dem Unterricht, nachdenkend und dankend für die
gesegnete Zeit. Apropos Zeit. Mein großer Dank an dieser Stelle gilt der Familie, die mich
unterstützt hatte, vieles abgenommen und sich mit Geduld bewaffnen musste.
Und bei den Lehrern möchte ich mich für den Langmut, die investierte Zeit und die Freude am
Unterricht bedanken. Wir bekamen keine Standardbibel ausgestanzt, nein, es wurde diskutiert und
begründet, gezweifelt und geforscht.
Und immer wieder über die Tiefe und Schönheit der Schrift gestaunt! Und diese Liebe zur Bibel,
die Ehrfurcht im Umgang, tiefe Kenntnis und das umfangreiche Wissen der Lehrer formte auch
unser Verständnis, unsere Art mit dem Wort Gottes umzugehen.
Und so hatte ich zum Schluss auch „meine“ Bibel in den Händen.
Eine, die keinen Buchstaben anders war als die der XXX - oder XYZ Gemeinden, eine Offenbarung
des Dreieinigen Gottes. Ein Buch, das über Gott spricht, sein Volk und das Kreuz.
An dem sein Sohn starb, damit ich leben kann. Und du! Sein Volk!