Der Schmetterling hat eine Schwester - ihr Name ist Kleidermotte.
Und weil jeder dazu geneigt ist zu vergleichen, fällt das Urteil in Punkto Schönheit - eins zu null, natürlich zu Gunsten des Schmetterlings aus. Wie unfair, denn die Kleidermotte lässt sich durchaus sehen, wenn sie sich denn zeigt. Aber leider versteckt sie sich gerne in dunklen, verstaubten Ecken des Kleiderschranks.
Denn Klamotten sind ihre große Leidenschaft! Vintage, Boho, Haute Couture - sie fliegt auf alles drauf ab. Denn sie hat für ihr Leben gerne Pelze, weiche Wolle oder Federn und ist so stolz auf ihren guten Geschmack. Sie bevorzugt mehr die dunklen Töne, totschick soll es sein und außerdem schmeichelt es besser der Figur. Das Tageslicht mag sie nicht, das scheucht sie auf, wenn sie in ihrer wolligen Einsamkeit Löcher in die Kleider starrt. Dafür ist sie geradezu besessen von Kunstlicht. Die Nacht ist sehr verlockend, denn hunderte von Artgenossen schwirren in der Dunkelheit und drehen sich im Kreis um die Laterne. Der Club macht Spaß - endlich mal rauskommen und zusammen feiern! Aber es ist auch ziemlich gefährlich, weil man dabei schnell die Orientierung im Gedränge verlieren kann und von dieser schwindelerregenden Höhe einem Autolicht zum Opfer fallen kann. Egal ... „No risk, no fun“, schreit die Motten-Community.

Mottengeschichte1280

Eigentlich ist die Motte wunderschön. Sie trägt Gold auf ihren Flügeln und wenn man sie mit den Händen berührt, schimmert Goldstaub auf den Fingern. Das ist sehr großzügig, denn wer verschenkt schon freiwillig Gold, ohne großen Tamtam daraus zu machen. Sie tut es ganz unscheinbar und nebenbei, einfach so beim Händereichen.
Scheinbar trägt auch die Motte eine Sehnsucht nach Licht, sonst wäre sie nicht so süchtig nach Kunstlicht.
Und überhaupt, irgendwie tut mir die Motte leid. Sie ist ein tragischer Fall von ein wenig Stubenhocker, ein bisschen falschen Geschmack und ganz viel Verblendung. Sie hat keine Ahnung was ihr alles durch ihren ungesunden Lebensstil entgeht.
Hin zum Licht mir dir - du goldiges Wesen! Hinaus auf die Felder und Wiesen. Jede prachtvolle Blume gibt sich dir freiwillig hin. Vergiss die Laterne - kehr deinen Blick hin zu Sonne, Mond und Sternen – das unvergängliche Licht.
Und so ist mir beim Philosophieren über die Mottelogie, selber ein Licht aufgegangen. Und ich frage mich, wenn schon eine harmlose Motte im Kleiderschrank einem so viel beibringen kann, was für Erkenntnisse erwarten einen erst, wenn man den Fuß vor die Tür setzt und sich in das „Outdoor“ herauswagt.

„Denn Gott, der da sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben, dass die Erleuchtung entstünde zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi.“
2 Kor. 4,6